Johanna, Hamburg

Hausgeburt – manchmal eine schnelle Angelegenheit…

Es ist morgens gegen 9 Uhr. Ich versuche Petra anzurufen, denn die Nacht war anders als die anderen und doch habe ich durch geschlafen. In den letzten Tagen haben wir alle Vorbereitungen für eine Hausgeburt getroffen, alle Utensilien eingekauft, das Bad hergerichtet (denn es gibt keinen größeren Wunsch, als mein zweites Kind in der Badewanne zu bekommen) und uns mental auf das Ereignis einer Hausgeburt vorzubereiten. Unser Wunschtermin wäre heute, vor einer Woche noch witzelten wir darüber, denn da war ich ja schon eine Woche über den errechneten Termin und somit war es ziemlich unwahrscheinlich. Und trotzdem, der 10.02.2010 hört sich einfach schön an. Mein Mann ist schon bei der Arbeit, unser großes Kind in der Schule. Irgendwie habe ich aber das Gefühl, irgendetwas ist anders, das soll Petra sich mal angucken. Sie sagt, sie kommt gegen Mittag vorbei.


Noch während des Telefonates steht auf einmal mein Mann mit Brötchen in der Tür. Er hat sich spontan frei genommen. Doch bevor wir anfangen zu frühstücken, muss er erst einmal Schnee schippen. Nach ca. einer Stunde können wir uns an den Tisch setzen und mit ein paar Kerzen gemütlich frühstücken. Nach dem ersten Brötchen bekomme ich ein ziemliches Ziehen im Unterleib. Das zweite Brötchen bekomme ich nicht mehr runter. Nun ist es ca. 10.30. Ich beziehe nochmal eben die Betten und sauge einmal durch. Kaum fertig damit,  beginnen die Schmerzen stärker zu werden. In immer kürzeren Abständen kommen die Wehen. So schnell, dass wir auf die Uhr gucken. Alle 2 Minuten. OK, dann rufen wir jetzt Petra an. Die ist nach 15 Minuten im Haus. Ich liege schon in der Badewanne. Petra guckt nach und ist sehr überrascht, denn der Muttermunt ist vollkommen geöffnet. Kurz nach dieser Diagnose beginnen auch schon die Presswehen. Doch wir wollen unserer großen Tochter die Chance geben, bei der Geburt dabei zu sein und sie ist ja auch schon auf dem Weg nach Hause. Also veratme ich die Wehen und warte. Als sie kreidebleich ins Badezimmer kommt, sehe ich, dass sie, so sie es sich eigentlich gewünscht hatte, nicht bereit ist dabei zu sein. Also wartet sie draußen. Wenige Minuten später halten wir unser zweites Mädchen in den Armen. In diesem so intimen und wunderschönen Moment habe ich das Gefühl, mit meinem Mann allein unser Kind zur Welt gebracht zu haben (obwohl Petra noch immer mit in der Badewanne steht). Es ist 12.09 Uhr. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg ins Schlafzimmer. Nach einigen Minuten Ruhe fängt Petra mit Hilfe unserer großen Tochter an, unser Baby zu messen, zu wiegen und nach zu sehen, ob alles so ist wie es sein soll. Kurze Zeit später haben wir nur noch uns. Zu hause im eigenen, gemütlichen Bett. Niemand der uns stört, niemand der uns diesen Moment nehmen kann. Was für ein wundervolles Erlebnis.

Auch wenn ich von keinerlei Negativen Erlebnissen von der ersten Geburt im Krankenhaus berichten kann und ich uns im Krankenhaus sehr gut aufgehoben gefühlt habe, kann ich heute sagen, dass wir unendlich glücklich sind unsere zweite Tochter zu hause zur Welt gebracht zu haben. Die Intimität und Ruhe zu Hause wird kein Krankenhaus bieten können und auch den Moment der absoluten Viersamkeit direkt nach der Geburt im eigenen warmen und gemütlichen Bett, kann kein Krankenhaus leisten. Petra als Hebamme dabei gehabt zu haben ist großes Glück. Wir haben in keinem Augenblick an ihr oder ihrer Erfahrung gezweifelt. Somit stand einer sorglosen Hausgeburt nichts im Weg.